Sichtbar sein: Kontext
„Sichtbar sein“ ist das Thema, das uns – Silke und Felix – für das erste Blog Duett (im Rahmen der #meinZiel22 Blogparade) zusammengebracht hat.
“Sichtbar sein” ist ein Thema, das für alle Change Makers wichtig ist. Künstler:innen sind auch Veränder:innen. Wir sind Kunstliebhaber. Wir haben uns von Kunstwerken der Kunsthalle Mannheim inspirieren lassen. Ja, „Inspiration durch Kunst“ ist die Schreibmethode, die wir für dieses Duett gewählt haben. Welche Einsichten haben wir gewonnen?
Sichtbar sein: Aufmerksamkeit schaffen und gewinnen
Der „Depot-Raum“ ist für uns eine Metapher für LinkedIn. Jede:r hat ein eigenes Profil und Beiträge, die um Aufmerksamkeit buhlen. Durch den Depot-Raum zu streifen, ist wie durch die Timeline bei LinkedIn zu scrollen: jedes Werk streitet um deine Aufmerksamkeit, der Gesamteindruck ist überfordernd, für den einzelnen Beitrag bleibt wenig Zeit übrig. Wie damit umgehen?
Silke setzt Filter ein und sucht nach bestimmten Personen wie z.B. „Wolf Lotter“. Geht dann aber nicht der glückliche Zufall verloren? Time Boxing ist ein zweite Taktik, um mit der Fülle an Eindrücken umzugehen. Eine dritte Taktik ist es sich einfach Zeit für ein Werk zu nehmen, einzutauchen in das Bild und es richtig anschauen. Da wird häufig das sichtbar, das beim ersten Blick nicht erfasst wurde. Für Künstler:innen kann es auch sein, das etwas ausgedrückt wird, das er zu späteren Zeiten wirkt.
Sichtbar sein: bleibender oder vergänglicher Eindruck
Manche hinterlassen einen ersten Eindruck, der bleibt. Manche möchten etwas Bleibendes hinterlassen. Ein Werk, das bleibt, das aber mit der Vergangenheit verbunden ist.
Andere wiederum sind mehr wie die Sonnenblumen im Werk von Anselm Kiefer. Sie richten sich nach der Sonne, nach der Energiequelle. Sie richten sich nach anderen Menschen, weil sie annehmen, das sie einen Mangel an Sichtbarkeit haben. Sie vergleichen sich mit mit anderen, statt mit dem früheren Selbst.
In einem Sonnenblumenfeld erkenne ich aber schwer die einzelne Blume. Ich falle gar nicht mehr so auf unter all den ähnlichen Profilen und Beiträgen. An manchen Sachen hat sich der Mensch gewöhnt. Und am Ende des Jahres ist das Feld abgeerntet. Die Vögel haben aber die Sonnenblumensamen in die nächsten Felder getragen. Und dort blühen einzelne Sonnenblumen an zufälligen Stellen, die unsere Aufmerksamkeit finden.
Wie bleibend ist dein Eindruck, wenn du dich nach deinem zukünftigen Selbst richtest?
Sichtbar sein: der Beitrag und sein Kontext
Was in einem Ausstellungsraum als Kunst gedeutet wird, mag in der Mannheimer Innenstadt einfach mit einem Achselzucken beobachtet werden. Der Beitrag muss zum Kontext passen.
Im Raum mit „Von Grundmauern“ – einer Jurte aus Marmorblöcken – war ein anderes Objekt, das bei Annäherung mit kreischenden Tönen sich bewegt hat: es hat viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, aber die Besucher:innen wendeten sich davon ab. Die Grenze zwischen Ton und Lärm ist überschritten. Auch hier ist der Kontext entscheidend: in einer Fabrikhalle mag der Lärm gar nicht auffallen.
Inwieweit ist dein Angebot im relevanten Kontext sichtbar?
Sichtbar sein: Bedeutung
Influencer:innen leben von Sichtbarkeit. Künstler:innen ebenso. Ist Sichtbarkeit mit der Anzahl Follower messbar? Willst du als Person sichtbar werden oder deine Arbeit sichtbar machen?
Sichtbarkeit ist wichtig, um gefunden zu werden. Für uns ist es wichtig, gute Coachees zu kriegen. Wichtig ist uns für was wir stehen und wie es wahrgenommen wird.
Mit manchen Menschen „funkt“ es sofort. Uns ist es auch wichtig, uns denen zu öffnen, die weniger sichtbar sind. Einige Menschen haben viel Zeit gebraucht, um Mauern aufzubauen. Sie benötigen Zeit und Vertrauen, um sich zu öffnen.
„Sichtbar machen“ ist eine wichtige Aufgabe eine Coaches. Was der Coachee in sich hat, für ihn sichtbar machen, ihn dabei unterstützen sich selbst zu sehen.
Was ist dir über was in dir steckt bewusst?
Sichtbar sein: andere sichtbar machen
Kannst du hinter einer Wand sichtbar sein? Manche Menschen sind von anderen abhängig, die sie sichtbar machen, ansonsten bleiben sie in den Geräuschen des Alltags unsichtbar. Journalist:innen, die über „Randgruppen“ oder Menschenrechtsaktivist:innen, die über politische Gefangene berichten, lassen Menschen sichtbar werden.
Wen hast du sichtbar gemacht?
Sichtbar sein: verletzlich sein
Manches möchte ich nicht sichtbar machen. Wenn es sichtbar wird, habe ich das Gefühl angreifbar zu werden. Auf Social Media sichtbar sein, bedeutet auch, verletzlich zu werden. Bin ich bereit diesen Preis zu zahlen? Wie gehe ich damit um, wenn ich in einem „Shitstorm“ lande, wenn Extremisten mich angreifen? Wir beide haben zum Glück noch nie diese Erfahrung machen müssen. Trotzdem bleibt eine Angst davor, sich bewusst einer (Be)-Wertung auszusetzen.
Ein weiterer Punkt: In vielen Ländern und Städten werde ich gegen meinen Willen beobachtet: überall sind Videokameras angebracht, Apps auf meinem Mobile verfolgen meine Bewegungen. Ich mache mich angreifbar durch das was ich tue und wohin ich mich bewege.
Ein dritter Aspekt: Manches was von anderen sichtbar ist, verstößt gegen meine Werte. Aufrufe zur Gewalt, Rassismus, Hass, der Krieg in der Ukraine zum Beispiel. Sichtbarkeit kann verletzen.
Wie verletzlich bist du, wenn Unerwünschtes sichtbar wird?
Sichtbar sein: ich bin es sowieso
Wer heute mit seinem Mobile oder im Internet unterwegs ist, hinterlässt Spuren, Datenspuren. Das Video zeigt das Projekt „Made to Measure“ der Künstlergruppe Laokoon: sie haben das Leben einer Frau auf Grund ihrer Datenspuren rekonstruiert. Also tatsächlich eine Doppelgängerin erschaffen. Und dann die Frau mit der Schauspielerin zusammentreffen lassen.
In wie weit verraten deine Daten, wer du wirklich bist?
Sichtbar sein: Presence vs Absence
„Presence“ ist eine Grundhaltung im Coaching. Ich bin da für meine Coachees. Im Hier und Jetzt. Es geht darum blinde Flecken sichtbar zu machen. Ich nehme wahr.
„Absence“ ist im Coaching negativ belegt. Es ist die eigene innere Stimme, die mir während dem Coaching zuflüstert: „das hättest du jetzt besser anders gemacht.“ Und schon ist die Aufmerksamkeit zum Coachee weg. Es gehört viel Mut und Kraft den eigenen Coaching-Stil zu entwickeln und auf sich zu vertrauen.
Andererseits: das Unsichtbare hat auch eine Kraft. Bewusst damit zu spielen, sich unsichtbar zu machen.
Welche innere Stimmen möchtest du unsichtbar machen?
Sichtbar sein: radieren
Vieles vergessen wir Menschen einfach. Für manches wäre es gut einen Radiergummi zu haben. Können Menschen verlernen oder um-programmiert werden? Oder geht es nicht viel mehr darum Erkenntnisse neu zu vernetzen?
Jede:r kennt die Situation: zu Beginn des Jahres neue Vorsätze, alte Gewohnheiten ablegen und neue dazulegen, oder Sabotage-Glaubenssätze als solche erkennen und durch neue ersetzen.
Das ist schwierig alleine zu erreichen. Der erste Schritt ist sich dessen bewusst werden, das ich als gegeben hinnehme, was ich denke. Mit einem Coach, der zwischen den Zeilen hört, neugierig ist, was dahinter steckt, können Saboteure erkannt und gezähmt werden. Soweit unser Anspruch 😉
Sichtbar sein: dein nächster Schritt
Für deine Selbst-Reflektion bieten wir dir Rad der Sichtbarkeit an, inspiriert durch das ‘Rad des Lebens’ welches du bestimmt kennst. In der Mitte steht „Sichtbar sein“. Wir haben dazu sieben Dimensionen mit Statements versehen.
Wer mit #sichtbarsein auf LinkedIn kommentiert oder uns kontaktiert, erhält das „Rad der Sichtbarkeit“ zur Selbst-Reflektion zugesendet.
Duett-Reflektion
Der Ausflug in die Kunsthalle Mannheim hat richtig Spaß gemacht. Endlich raus aus den eigenen vier Wänden. Wir haben bei den einzelnen Kunstwerken einfach unsere Gedanken geteilt und mit Sprachnotizen aufgenommen. Wir sind überrascht, wie reichhaltig und tiefgründig die Ideen und Gedanken „zu Papier“ geworden sind. Jeder Abschnitt könnte zu einem Buchkapitel erweitert wird. Da ist noch „viel Musik“ drin. Kunst als Anstösse für den Blick in die Zukunft, für Coaching oder für Inspirationen anderer Art ist eine Vorgehensweise, die wir beide deshalb gerne wiederholen.
Gelernt hat Felix mit Canva eine visuelle Zusammenfassung zu erstellen. Dies wird er für die zukünftigen Folgen weiterführen.
Silke und Felix sind Coaches, für die Sichtbarkeit in mehrfacher Hinsicht relevant ist. Zum einen für uns selbst als Coach, was ja sehr eng mit uns als Person verknüpft ist. Sichtbar sein, um von potenziellen Coachees gefunden werden zu können. Zum anderen ist es unsere Rolle als Coach zu helfen, für die Coachees bisher Unsichtbares bewusst zu machen und somit mehr Klarheit finden.
Felix über Silke
Silke kenne ich von einem Lernexperimente-Event, das Isa Zöller 2019 für Mitarbeiter:innen organisiert hatte. Silke hat mich bestärkt, mich als Co-Active Coach ausbilden zu lassen und unterstützt meine Stärken zu erkennen. Ich schätze ihre Experimentierfreude, Einsichten und Offenheit (Silkes Website).
Silke über Felix
Felix habe ich bei SAP und Theory U Events kennen und schätzen gelernt. Mich fasziniert seine Offenheit und Energie immer wieder Neues zu entdecken und auszuprobieren. Ein Beispiel ist diese Idee sich dem Thema (Filter) ‚sichtbar sein‘ durch die Kunsthalle Mannheim zu laufen.
Kategorien: Entdeckung, Coaching
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